29.09.2015

Freud Museum | Wien

Eingang zum Freud Museum
Das Freud Museum in Wien besteht aus den wenigen Zimmern der Praxis des legendären Psychoanalytikers. Museal ist wenig interveniert worden – und genau darin liegt die Stärke der Ausstellung...
Bereits beim Betreten des schönen, leicht schummrigen Treppenhauses im historistischen Neubau Berggasse 19 hat man den Eindruck: Ich statte hier gleich jemandem einen Privatbesuch ab. Vor der Wohnungstür muss man dann auch bei „Prof. Dr. Freud“ klingeln, um hereintreten zu können. Vorbei an der unauffälligen, kleinen Kasse befindet man sich schon im Museumsshop mit Fischgrätenparkett, hohen Decken und Türen. Allein dort kann man sich mit dem Stöbern durch Bücher von und über Freud bishin zu Scherzartikeln vergnügen.

Anschließend folgt eine schmale Halle mit Freuds Garderobe und Koffern hinter einer
Freuds Garderobe
Kunststoffverglasung. Im darauffolgenden Raum wartet das Behandlungszimmer mit Couch und Vitrinen, die mit Freuds Sammlung ethnologischer und archäologischer Gegenstände gefüllt sind. An den Wänden hängen alte Fotografien und Auszeichnungen.

Auf den ersten Blick nichts besonderes. Doch auf einmal bin ich von einem seltsamen Gefühl ergriffen, als würden mich die alten Gegenstände, Türen, Wände, Fenster und Farben durch die Zeit transportieren und jeden Augenblick könnte Freud selbst aus dem Nebenzimmer treten.
Filmsaal im Freud Museum
Die beiden abschließend Räume verlieren wieder an Eindruckskraft, da sie mit billig und veraltet wirkenden Ausstellungstafeln und Repros entlang der Wände tapeziert sind und sich keine Geschichte aufbaut. In einem separat liegenden, dunklen Raum mit Schachbrettmusterparkett kann man sich auf Computern, die jeder Betrieb längst ausgemustert hätte, privates Filmmaterial anschauen, das die Familie Freud bei privaten Treffen zeigt. Trotz des skurrilen Medieneinsatzes auf ungemütlichen Sitzen Platz nehmend, die retro wirken, aber tatsächlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu stammen scheinen, bin ich nach wenigen Minuten im Film gefangen. Denn auch dieser schafft, was der Großteil des restlichen Interieurs erweckt: ein Gefühl von Intimität, von Authentizität und dadurch den Eindruck, ganz nahe an einer bewegenden Lebensgeschichte teilhaben zu dürfen.
  • Lieblingsexponat? – Die Wohnung 
  • Nachmachen! – das, was stört, nur schöner: statt Objektschildern eine Handreichung mit gesammelten Texten
  • Was stört? – eine gammlige Handreichung mit gesammelten Objekttexten 
  • Wie hinkommen? – vom Schottentor ein paar Minuten zu Fuß 
  • Charme? – Man befindet sich im Exponat selbst. 
  • Jahreskarte oder Tagesticket? – Da keine Sonderausstellungen reicht einmal
  • Was gibt´s noch? – Den Prater
  • In der Vitrine; Freuds Sammlungen 
     
    Das Behandlungszimmer der ehem. Praxis Freud
Shop im Freud Museum





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