23.05.2014

Quadriennale Düsseldorf 2014: Über das Morgen hinaus

13 Düsseldorfer Institutionen zeigen bei der Quadriennale 2014 Ausstellungen unter dem Motto "Über das Morgen hinaus". Zwei dieser Schauen – die von ihrem Präsentationsaufwand kaum unterschiedlicher sein könnten – haben wir besucht: „Kunst und Alchemie. Das Geheimnis der Verwandlung“ im Museum Kunstpalast und „Visionen und Albträume. Die Stadt der Zukunft im Film“ im NRW-Forum...
Erstere ist räumlich zweigeteilt. Zunächst wird die Geschichte der Alchemie und die frühen Auseinandersetzungen der Kunst mit jener behandelt. Der dunkel gehaltene erste Abschnitt ist fantastisch umgesetzt. Obwohl viele essentielle Informationen warten, sind die Dinge so geschickt angeordnet, dass genügend Platz ist, um sie auf sich wirken lassen zu können. Und diese Wirkung ist eindrucksvoll: die Objekte – darunter viele Leihgaben aus bedeutenden europäischen und außereuropäischen Sammlungen – sind nicht überhöht inszeniert und dennoch spürt man ihre starke Aura. Sie ruhen beinahe bescheiden an ihrem Platz und drängen sich nicht auf, aber ziehen den Betrachter in ihren Bann – ob ein Jahrhunderte altes Pergamentschriftstück aus Ägypten, das als Urstück der Alchemie gilt, gläserne Versuchsbehältnisse, leuchtende Gesteine oder Ölgemälde holländischer Maler.
Um zum zweiten Teil zu gelangen, muss man die lichtdurchflutete Mittelpassage des Kunstpalastes durchschreiten, wo sich die in einladenden Nischen angeordneten Tische des Museumscafés befinden. Die Helligkeit bleibt nun weiter bestehen: die Bilder und Installationen von Künstlerinnen und Künstlern aus dem 20. und 21. Jahrhundert werden vor weißen Wänden präsentiert. Hier geht es sowohl um die Reflexion der Kunst über die Alchemie als auch um künstlerische Versuche, alchemistische Ideen von der Umwandlung von Stoffen erneut in die Tat umzusetzen.
Aus dem Kunstpalast hinausgetreten, geht es, vorbei am mit Liegestühlen gesäumten Springbrunnen, weiter ins NRW-Forum. Die elegante Eingangshalle erinnert etwas an ein Grand-Hotel – das ausgesprochen freundliche Quadriennale-Personal trägt das seine dazu bei. Die Aufmachung der Ausstellung „Visions and nightmares. The City of the Future in Film“ hat jedoch eher einen bastelhaften DIY Charakter: Styropor-Einlagen von Waschmaschinenverpackungen und Filmplakat-Repros mit Textausdrucken, die am eigenen Schreibtischdrucker produziert zu sein scheinen, wecken Assoziationen mit Schulprojekten im Klassenzimmer. Dennoch wirkt die Ausstellung nicht unprofessionell, sondern eher kreativ an ein kleines Budget angepasst. Und das wichtigste: sie ist kurzweilig unterhaltsam. Sie versucht erst gar nicht großspurig daherzukommen, sondern reduziert sich auf das Wesentliche: es werden ältere und neuere Filmklassiker vorgestellt, die uns mit dystopischen Zukunftsvisionen des urbanen Raums konfrontieren; von „Metropolis“ über „Clockwork Orange“ bis hin zu „Elysium“. Allerdings lässt die Stimmung der Ausstellung das Düstere der Filme etwas vermissen. Außerdem schade, dass nur wenige Originalexponate von Dreharbeiten – wie etwa das Drehbuch vom Set von Ridley Scotts „Blade Runner“ – auftauchen.
Hoverboard von "Back to the Future II"
  • Lieblingsexponat? – Im NRW-Forum: das Monster-Hoverboard von „Zurück in die Zukunft II“.
  • Nachmachen! – sich weniger auf das Ausstellungsbudget und mehr auf die eigene Kreativität verlassen
  • Was stört? – Kombitickets sind unverhältnismäßig teuer, daher empfiehlt es sich, eine Ausstellung auszuwählen und weiteres Geld aus dem privaten Kulturetat für ein oder zwei Alt-Bier am Rheinufer oder in der Altstadt auszugeben.
  • Wie hinkommen? – Eine(n) der vielen gesprächigen DüsseldorferInnen nach dem Weg fragen und hin spazieren.
  • Charme? – Das NRW-Forum, das Museum Kunstpalast und die Tonhalle bilden zusammen einen beeindruckenden Geländekomplex, den Ehrenhof – im Frühling und Sommer mit blühenden Blumenbeeten, zahlreichen Plätzen zum entspannen und zwei einladenden Museumscafés. 
  • Jahreskarte oder Tagesticket? – Das Museum Kunstpalast bietet eine äußerst günstige Mitgliedschaft für "Kunstfans" unter 35. Als "Kunstfan" erhält man kostenlosen Eintritt in die Ausstellungen und eine Vielzahl weiterer Angebote.
  • Was gibt´s noch? – Der Shop im NRW-Forum bietet eine Vielzahl an Plakaten vergangener Ausstellungen zu unschlagbar günstigen Preisen.
    Mit der Plakatrolle unterm Arm lohnt sich dann ein Abstecher über die Straße an die Rheinuferpromenade. Direkt auf Höhe des Museumsgebäudes befindet sich ein Kiosk. Die Ufermauer davor ist ein herrlicher Platz, um die Eindrücke des Besuchs Revue passieren zu lassen und mit einem kühlen Getränk Schiffe und Sonnenuntergang zu beobachten.
Styroporelemente als stimmungsvolle
Wandverkleidung
Blickachse von der Tonhalle
zum Museum Kunstpalast

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